Kein Vertrauen? Was Arbeitnehmer tun können
Bei der Leistungsbeurteilung schneidet man vordergründig schlechter ab als alle Kollegen. Ist die nächste Gehaltserhöhung fällig, geht man leer aus. Bei der Vergabe des Teamleiterpostens erhält ein junger Kollege mit weniger Erfahrung den Zuschlag. Vor allem für ambitionierte Arbeitnehmer ist das eine Herausforderung, die nur schwer zu meistern ist, denn Vertrauen ist die Basis für ein gutes Arbeitsverhältnis.
Wer beruflich erfolgreich sein will und permanent übergangen wird, fragt sich in dieser Situation nach dem Grund. Heftige Selbstzweifel können die logische Konsequenz sein, wenn man selbst keine Antworten findet und der Arbeitgeber nicht bereit ist, offenes Feedback zu geben.
Was also können Arbeitnehmer tun, die durch mangelndes Vertrauen unzufrieden im Job sind? Wie soll man sich verhalten, wenn man sich bei der Beurteilung der Leistung ungerecht behandelt fühlt? Als ambitionierter Mitarbeiter kann man eine Menge tun, doch wenn die Mitarbeitermotivation zusehends leidet, bleibt manchmal nur die Beendigung des Arbeitsverhältnisses.
Am Anfang steht die Ursachenforschung
Wer bei der jährlichen Gehaltsverhandlung erfolglos bleibt oder eine scheinbar schlechte Leistungsbeurteilung erhält, sollte nicht lange im Verborgenen nach den Gründen forschen. Natürlich sollte man sich zunächst selbst fragen, ob man in der jüngeren Vergangenheit wenig Engagement gezeigt hat. Wer täglich den pünktlichen Feierabend einfordert, wer nicht bereit ist, Kollegen bei hoher Arbeitsbelastung zu unterstützen oder wer sogar bei einem wichtigen Projekt gescheitert ist, darf sich nicht wundern, wenn dem Vorgesetzten das Vertrauen in die eigene Leistung verloren gegangen ist.
Wer bei der Arbeit Fehler macht und die Ursachen bei anderen sucht, wer offenkundig unzufrieden im Job ist und dies unmissverständlich zu verstehen gibt, darf sich ebenfalls nicht wundern, bei einer Beförderung leer auszugehen. Hat man also das Gefühl, man wurde übergangen oder ungerecht beurteilt, sollte man unbedingt das eigene Verhalten in der Vergangenheit kritisch hinterfragen. Natürlich darf man auch die Kollegen fragen, ob man irgendwo negativ aufgefallen ist.
Ganz wichtig ist es in dieser Situation aber, den Vorgesetzten um direktes Feedback zu bitten. Vor allem, wenn man bei objektiver Betrachtung gute Arbeit geleistet hat, ist die offene Rückmeldung des Vorgesetzten ganz wichtig. Als Mitarbeiter sollte man sich auch nicht scheuen, um konkrete Fallbeispiele zu bitten, in denen man den Vorgesetzten offenbar enttäuscht hat oder in denen er nicht zufrieden war.
Obwohl das direkte Feedback natürlich unangenehm sein kann, muss der Mitarbeiter wissen, woran er ist. Und auch der Vorgesetzte muss wissen, wenn ein Arbeitnehmer sich ungerecht behandelt fühlt und dadurch unzufrieden im Job wird. Vielleicht stellt sich alles als Missverständnis heraus, das man aufklären kann. Hat der Arbeitgeber einen berechtigten Grund, seinem Mitarbeiter zu misstrauen, sollte dieser sein Verhalten ernsthaft überdenken und Besserung in Aussicht stellen.
So verhalten sich Arbeitnehmer richtig
Ist die Ursache für das fehlende Vertrauen des Vorgesetzten bekannt, kann man als Mitarbeiter konstruktiv damit umgehen. In dieser Zeit heißt es, kontinuierlich sehr gute Leistung zu erbringen und hohes Engagement zu zeigen. Vielleicht bittet man darum, schwierige oder zeitkritische Projekte zu übernehmen, die man dann natürlich erfolgreich zu Ende bringen sollte. Stellt man sich solchen Herausforderungen, sollte man den direkten Vorgesetzten regelmäßig in den Fortschritt einbinden.
Wenn wichtige Meetings anstehen, darf der Chef das erfahren. Wenn eine schwierige Entscheidung sorgfältig vorbereitet wurde, darf er ebenfalls Kenntnis davon erhalten. Natürlich ist in dieser Situation ein wenig Fingerspitzengefühl gefordert, denn nicht jeder Schritt ist für den Vorgesetzten wissenswert.
Doch alles, was irgendwie wichtig oder kritisch ist und vom Mitarbeiter mit Bravour gelöst wurde, darf bei seinem Arbeitgeber ankommen. So zeigt man, dass man auch komplexe Themen souverän bearbeitet. Gleichzeitig macht man deutlich, dass man sich zu Höherem berufen fühlt und dass man das Vertrauen des Vorgesetzten verdient. Sehr unglücklich wäre es, in dieser Situation zu anspruchsvoll vorzugehen.
Wer eine Gehaltserhöhung fordern will, sollte damit warten, bis sich das Vertrauensverhältnis stabilisiert hat. Und auch von der fehlenden Mitarbeitermotivation sollte man jetzt nicht sprechen. Wer sich vorgenommen hat, den Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass man Vertrauen verdient, muss einige Zeit kontinuierlich gute Leistung bringen. Erst danach darf man daran denken, Forderungen zu stellen. Irgendwann kommt dann die Zeit, zu der man eine Gehaltserhöhung fordern darf.
Wenn bei fehlendem Vertrauen nur noch die Kündigung hilft
Bei allem Engagement gibt es trotzdem Situationen, in denen nichts mehr zu retten ist. Gerade in kleinen Betrieben mag es für den Vorgesetzten und den Mitarbeiter schwierig sein, aufeinander zuzugehen, wenn man vielleicht schon hitzige Diskussionen miteinander geführt hat oder wenn das Vertrauensverhältnis sehr gelitten hat.
Dann hilft meist nur noch die Kündigung durch den Arbeitnehmer. Wenn die Mitarbeitermotivation auf Dauer durch das schlechte Verhältnis leidet, wenn bei allem Engagement keine Besserung in Sicht ist und wenn der Arbeitgeber schlicht nicht zu überzeugen ist, dass man gute Arbeit leistet und diese gewürdigt wissen will, ist es an der Zeit zu gehen. Das sollte man mit Anstand tun und ohne bei dem früheren Arbeitgeber ein schlechtes Gefühl zu hinterlassen, selbst wenn das im Einzelfall sicher schwer fällt.
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Autor/Editor
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