Doppelbelastung: Women only

Es gibt Tage im Leben, da fragt frau sich, warum sie sich die ganze Doppelbelastung antut: Der Job besteht anscheinend ausschließlich aus ziemlich langweiligen Routineaufgaben. Das wirklich spannende Projekt hat der Kollege übertragen bekommen und für einen selbst bleiben dabei die wenig prestigeträchtigen Fleißaufgaben. Das eine Kind ist nörgelnd in die Schule abgezogen und Sie haben den Verdacht, dass eine Krankheit im Anzug ist. Als Sie Ihre Jüngste aus der Kita abholen, mahnt die Erzieherin Ihre Teilnahme am Osterbasteln an.

Und im Haushalt türmen sich in Form von Bügelwäsche buchstäblich Berge, die erledigt werden müssen. Der Gatte aber macht nicht den Eindruck, dass er begeistert helfend einspringen möchte. Ganz nebenbei schlagen Sie die Zeitung auf oder klicken in den Onlineausgaben herum – in kaum einer entgehen Sie Artikeln darüber, dass „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ für Frauen im Beruf immer noch nicht gelte. Und dass speziell Deutschland im europäischen Vergleich zurückgefallen sei. Weltfrauentag! Um so ein Datum herum kann frau solchen Themen kaum entgehen. Ungutes, wohin Sie schauen, Frust auf der ganzen Linie……

Zum Teufel mit der Doppelbelastung….?

Und dann, wie schon oben geschrieben, fragen Sie sich, ob das alte Modell – Mann verdient das Geld, die Gattin kümmert sich ums Häusliche – nicht doch so seine Vorteile hatte. Man stelle sich vor: keine Hetze, kein Ärger mit Kollegen, dem Chef oder Kunden. Keine Doppelbelastung, nur ein bisschen Kochen und Haushalt und dann mit einem netten Buch und einem Kaltgetränk ab in die Sonne auf die Terrasse. Wahlweise mit Kakao in einen bequemen Sessel im Wohnzimmer. Das Osterbasteln sitzt man bei solchen Aussichten doch ganz lässig ab!

So würden Sie denken, wenn Sie nicht wüssten, dass der Prinz, hoch zu Ross heran galoppierend, schon seit etlicher Zeit ausgestorben und „Pretty Woman“ zwar schön, aber doch nur eine Hollywoodschnulze ist. Dass Kinder eher auf ein selbstbemaltes Osterei verzichten können als auf eine gut gelaunte Mutter. Dass dieselben Kinder irgendwann aus dem Haus gehen und ihr eigenes Leben leben – und dann eine Mutter schätzen, die genug vom Leben weiß, um eine tolle Gesprächspartnerin zu sein.

Ganz abgesehen davon, dass ein eigenes berufliches Leben immer noch ein prima Weg zu Selbstbewusstsein und gutem Lebensgefühl ist. Dass ein eigenes Einkommen Freiheit gibt – zum Gehen und zum Bleiben.

Also zaubern Sie sich ein Lächeln auf die Lippen, helfen gegen Blässe und Ringe unter den Augen mit ein bisschen Makeup nach, fragen in der Reinigung auf dem Weg, was denn der Wäscheservice für Hemden kosten würde und schauen in den Kleinanzeigen Ihrer Tageszeitung nach Angeboten rund um Haushaltsdienstleistungen.

Dann packen Sie es wieder an, das Leben. Das ist schließlich kein Ponyhof. Aber das wussten wir ja schon, nicht?

Viele Grüße
Ihre Sabine Kanzler

Bild: geralt | pixabay.com

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