Berufserfahrung oder Studium: Was zählt im Job?

Veröffentlicht: 04.07.2014 | Update: 23.03.2023 | Lesedauer: 3 Minuten

In Deutschland beginnen Schulabgänger immer häufiger ein Studium anstelle einer Ausbildung. Durch den höheren Bildungsabschluss versprechen sie sich unter anderem bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Denn in vielen Bereichen erwarten Arbeitgeber mittlerweile einen Bachelor oder sogar Master. Auf der anderen Seite stellt vorhandene Berufserfahrung ein wesentliches Kriterium in den Anforderungsprofilen zahlreicher Stellenangebote dar. Worauf kommt es im Arbeitsleben und für die eigene Karriere tatsächlich an – Studium oder Berufserfahrung? Was suchen Unternehmen – Akademiker frisch von der Hochschule oder Quereinsteiger?

Akademiker oder Quereinsteiger mit Berufserfahrung

Ständig ist von Fachkräftemangel die Rede, sogar von einem regelrechten »Krieg um Talente«. Und dass, obwohl die Hörsäle aus allen Nähten platzen, es unendlich viele Studenten gibt und so mehr und mehr Akademiker auf den Arbeitsmarkt drängen. Weshalb scheint es trotzdem so schwer, offene Stellen zu besetzen, wo doch die meisten Bewerber einen Bachelor oder Master in der Tasche haben?
Hier muss man einfach differenzieren: In manchen Branchen und Berufen übersteigt die Zahl der Absolventen den Bedarf, woanders verhält es sich genau umgekehrt und dort fehlen dann die Fachkräfte. Aber Menschen treffen ihre Entscheidung für Ausbildung oder Studium kaum anhand gesellschaftlicher oder unternehmerischer Erfordernisse, sondern aufgrund persönlicher Vorlieben und Neigungen.

Quereinsteiger mit Berufserfahrung sind im Vertrieb gefragt

Doch was heißt Fachkraft überhaupt? Fakt ist: Ein dringend gesuchter Mitarbeiter wird jemand nicht, nur weil er erfolgreich ein Studium absolviert hat und sich nun Bachelor oder Master nennen darf. Im Berufsleben kommt es tatsächlich auf viele weitere Faktoren an. Dazu zählen auch Erfahrungen und Fertigkeiten, die erst nach und nach erworben wurden. Das wird besonders in der Vertriebsbranche deutlich. Schaut man sich im Vertrieb um, fällt auf, dass nur die wenigsten von Anfang an direkte Berührungspunkte mit dem Vertrieb hatten, sondern ein Studium oder eine Ausbildung aus einem ganz anderen Bereich mitbringen.

Chemiker, Sprachwissenschaftler, Historiker oder Mediziner im Vertrieb? Keine Seltenheit, denn in Sales und Marketing schätzen viele Unternehmen Mitarbeiter, die bereits über anderweitige Berufserfahrung verfügen – Quereinsteiger eben. Es werden Leute mit spezifischem Fachwissen gesucht; Mitarbeiter, die Kunden auf Augenhöhe beraten sowie über den Tellerrand hinausdenken können. Ob der beruflichen Laufbahn ein Studium oder eine Ausbildung vorausgegangen ist, spielt für eine Karriere im Vertrieb eine eher untergeordnete Rolle.

Bewerbung im Vertrieb ohne Bachelor oder Master?

Die wirklich wichtigen Fähigkeiten haben sich die meisten Vertriebsmitarbeiter während ihres Berufslebens durch praktische Erfahrungen in Kombination mit Weiterbildungen angeeignet. Darüber hinaus sind jenseits von Erfahrung wohl in jedem Job persönliche Skills ausschlaggebend für die berufliche Eignung. Auch Arbeitgeber im Vertrieb setzen auf den ersten Blick immer häufiger einen Hochschulabschluss voraus. Schaut man einmal genauer hin, heißt es in den Jobinseraten zuätzlich: »oder eine vergleichbare Qualifikation«. Ein Bachelor oder Master macht sich zwar beim Einstiegsgehalt bezahlt, langfristig gesehen bringen aber Berufserfahrung und praxisbezogene Weiterbildungen die eigene Karriere ebenso voran.

Die Frage Akademiker oder Quereinsteiger sollte sich streng genommen gar nicht stellen. Es kommt vielmehr darauf an, dass ein Bewerber über diejenigen Fähigkeiten verfügt, die essenziell für den Job sind – egal, ob diese an einer Hochschule, in einer Ausbildung oder durch Berufserfahrung erworben wurden – und dass er zum Unternehmen passt. Wenn Menschen, die sich für einen Job im Vertrieb interessieren, es schaffen, ihre Kompetenzen und Erfahrungen in der Bewerbung anschaulich darzustellen sowie mit der eigenen Persönlichkeit überzeugen können, brauchen sie eine Bewerbung im Vertrieb – unabhängig vom Abschluss – ganz gewiss nicht zu scheuen.


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Beitragsbild: Adobe Stock | mnirat

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