Pflichtveranstaltung „Jahresgespräch“?

Sind Jahresgespräch, andere Mitarbeitergespräche und Zielvorgaben noch zeitgemäß und sinnvoll? Einmal im Jahr findet es statt, das Mitarbeitergespräch. Damit kommt eine vermeintlich lästige Pflicht auf Führungskraft und Mitarbeiter zu. Geht man strikt nach alten Gewohnheiten und Vorschriften vor, kann der Anschein der unangenehmen Pflichtveranstaltung schnell entstehen.

Jahresgespräch

Jahresgespräch mit Potenzial

Dabei stecken viele Potenziale im Mitarbeitergespräch. Allen voran natürlich der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens. Doch wie lässt sich dieser durch das Jahresgespräch mit den Mitarbeitern realisieren und was trägt dabei entscheidend zum Unternehmenserfolg bei? Das Schlüsselwort hierbei ist Flexibilität. Diese ist nicht nur bei den Mitarbeitern wichtig. In der modernen Gesellschaft gehört der Begriff „Flexibilität“ in Stellenausschreibung und Bewerbungsmappe genauso zur Routine wie das Mehl zum Brot backen. Industrialisierung, Globalisierung und laufende (Weiter-) Entwicklung des technischen Stands haben die Flexibilität in der Arbeitswelt massiv und nachhaltig geprägt.

Flexibilität bei Mitarbeitern und Unternehmen

Festgefahrene Mitarbeiter, die nicht anpassungsfähig sind, gehen auf dem Arbeitsmarkt in der Regel schnell unter. Um mit der Konkurrenz am Markt mitzuhalten, ist es für die Unternehmen von großer Wichtigkeit, dass ihre Mitarbeiter nicht nur Einsatzbereitschaft zeigen, sondern auch flexibel sind. Doch nicht nur von Mitarbeitern ist Flexibilität gefragt. Auch die Unternehmen und ihr Management sollten sich gegenüber ihren Mitarbeitern flexibel zeigen. Abhängig von Branche und dem jeweiligen Beruf des individuellen Mitarbeiters kann die Flexibilität des Unternehmens zum Beispiel in der Gestaltung von Arbeitszeit (Teilzeit) oder Arbeitsplatz (Homeoffice) liegen.

Jahresgespräch ohne starre Richtlinien

Doch auch das Jahresgespräch kann ein Stellhebel für das Unternehmen sein. Möchte man die Chancen eines Mitarbeitergesprächs nutzen, sollte man von starren Richtlinien abweichen. Stattdessen heißt es für Führungskräfte: flexibel agieren. Schließlich ist das Unternehmen ein Akteur am dynamischen Markt. Dieser erfordert jederzeit Flexibilität vom Unternehmen. Bleibt dieses jedoch starr in den Jahresgesprächen und in der Zielvorgabe für seine Mitarbeiter, ist es um das flexible dynamische Agieren am Markt schnell geschehen. Die Flexibilität seitens des Unternehmens im Mitarbeitergespräch ist also deshalb von großer Bedeutung, um am Markt „richtig mitzuspielen“. Wer nicht flexibel ist, geht möglicherweise schnell unter.

Der feine Unterschied zwischen Zielvorgaben und Zielvereinbarungen

Um alle potenziellen Chancen aus einem Mitarbeitergespräch auszuschöpfen ist die Basis entscheidend. Mitarbeitergespräche führen heißt dabei, in Kommunikation zu treten und nicht, einen Monolog mit Anweisungen zu führen. Das Mitarbeitergespräch sollte also dazu genutzt werden, um gemeinsam mit dem Mitarbeiter eine Zielvereinbarung zu entwickeln, die für beide Seiten realistisch und vertretbar ist. Im Idealfall hält man sich bei der Entwicklung der Zielvereinbarung an die SMART-Formel (das heißt, Ziele sind „spezifisch, messbar, annehmbar, realistisch und terminiert“).

Jahresgespräch mit positivem Effekt

Bei der Zielvereinbarung stehen die Chancen auf positive Effekte aus dem Jahresgespräch wesentlich höher, da die Mitarbeiter selbst in den Zielfindungsprozess eingebunden sind. Werden den Mitarbeitern hingegen Zielvorgaben gesetzt, können mangelnde Akzeptanz der Ziele oder fehlende Motivation der Zielerreichung im Weg stehen. Daher gilt grundsätzlich: Zielvereinbarungen sind besser als Zielvorgaben! Gerademal 45 Prozent der Mitarbeiter gaben im „Engagement Index 2015“ der Gallup Studie an, dass sie im vergangenen halben Jahr ein Mitarbeitergespräch über ihre Arbeitsleistung mit ihrem Vorgesetzten führten. Ein Jahresgespräch zu führen ist der Gallup Studie zufolge bei lediglich knapp der Hälfte der untersuchten deutschen Unternehmen an der Tagesordnung. Doch Mitarbeitergespräche führen sollte nicht als lästige Pflicht, sondern als wahre Chance angesehen werden. Durch gezieltes Feedback zur (bisher) erbrachten Leistung können sich die Mitarbeiter weiterentwickeln und besser ihre Potenziale ausschöpfen.

Zwischengespräche als Unterstützung

Außerdem tut es gut zu hören, etwas richtig zu machen. Das fördert die Motivation und kann zur Steigerung der Arbeitsleistung führen. Daher sollten Lob und Anerkennung auch nicht bis zum Jahresgespräch aufgeschoben, sondern ruhig auch zwischendurch geäußert werden. Das Gleiche gilt übrigens auch für „Fehler“ der Mitarbeiter. Wer zeitnah seine Fehler erfährt, kann diese möglicherweise noch selbst korrigieren – vor allem aber künftig vermeiden! Jahresgespräch und Zwischengespräche – das Mitarbeitergespräch führen ist gleichermaßen wichtig für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Denn das Feedback und der Austausch über die individuelle Leistung der Mitarbeiter führen zu einer höheren emotionalen Bindung an das Unternehmen. Und das wiederum trägt entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bei!

Bild: Ollyy | shutterstock.com

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