Flexible Arbeitszeitmodelle: Neue Wege im Vertrieb?

Veröffentlicht: 14.01.2019 | Update: 12.05.2023 | Lesedauer: 6 Minuten

Mit dem Angebot fester Arbeitszeiten im Rahmen einer 40-Stunden Woche lösen Unternehmen dieser Tage selten Begeisterung aus, erst recht nicht bei jungen Talenten. Was noch vor Jahrzenten als Errungenschaft für Arbeitnehmer galt, scheint inzwischen out zu sein. Stattdessen liegen flexible Arbeitszeitmodelle im Trend. Sie sollen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie bringen und für eine positive Work-Life-Balance sorgen. Wie geeignet sind flexible Arbeitszeiten eigentlich für den Vertrieb? Immerhin gilt die Vertriebsbranche ja als ziemlich leistungsorientiert und konservativ. Gibt es hier trotzdem Platz für Gleitzeit, Teilzeit & Co.?

Inhalt
Was sind flexible Arbeitszeitmodelle?
Welche Arbeitszeitmodelle gibt es?
Vorteile flexibler Arbeitszeiten
Flexibel arbeiten im Vertrieb

Flexible Arbeitszeitmodelle

Was sind flexible Arbeitszeitmodelle?

Heute immer noch vielfach die Norm: Der 8-Stunden Tag bei fünf Arbeitstagen pro Woche – eventuelle Überstunden nicht mitgerechnet. Nicht selten sind dabei Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit fest vereinbart. Das heißt für Arbeitnehmer, dass sie ihre Arbeitsleistung innerhalb eines fixen Zeitrahmens erbringen müssen. Flexible Arbeitszeitmodelle weichen von dieser sogenannten Normarbeitszeit ab und bieten mehr Spielraum bei der individuellen Gestaltung des Arbeitsalltags. So zum Beispiel im Hinblick auf die Lage der Arbeitszeit oder bei den insgesamt zu leistenden Arbeitsstunden.

Weil starre Arbeitszeiten kaum noch zu den Lebenskonzepten vieler Arbeitnehmer passen, sind Arbeitgeber mehr und mehr bereit, ihren Mitarbeitern moderne Arbeitszeitmodelle anzubieten. Insbesondere die Einführung der 4-Tage Woche steht derzeit gesamtgesellschaftlich in der Diskussion. Das Modell einer um einen Tag verkürzten Arbeitswoche wird mittlerweile selbst in Deutschland von einigen Unternehmen erfolgreich praktiziert. Obwohl sicherlich ein attraktiver Trend für so manchen, lässt sich das Modell aber nicht einfach flächendeckend auf alle Jobs anwenden. Doch es existieren ja auch andere Varianten, Arbeitszeiten flexibel zu gestalten.

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Welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es?

Nach Industrialisierung und Automatisierung hat jetzt die Digitalisierung die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt und mit ihr die Erwartungen an das Berufsleben verändert. Seit Jahren wächst auf Seiten der Arbeitnehmer der Wunsch nach mehr freier Zeit für sich selbst, für eigene Projekte oder die Familie. Um die Möglichkeit zu schaffen, dass sich Arbeit und Privatleben besser in Einklang bringen lassen, gibt es – neben der Idee einer 4-Tage Woche – verschiedene weitere, alternative Arbeitszeitmodelle. Dazu einige bekannte Beispiele im Überblick:

Gleitzeit

Gleizeit als flexible Arbeitsform ist schon lange bekannt und lässt sich relativ einfach umsetzen. Beim Gleitzeit Modell können Mitarbeiter Arbeitszeitbeginn und -ende individuell bestimmen. Sie müssen aber während der Kernarbeitszeit anwesend bzw. verfügbar sein.

Vertrauensarbeitszeit

Das Modell der Vertrauensarbeitszeit setzt weniger auf festgelegte Arbeitszeiten, sondern ist ergebnisorientiert. Es gestattet Arbeitnehmern, ihre Arbeit überwiegend ohne Kontrolle selbst einzuteilen. Arbeitgeber sind aber verpflichtet, die korrekte Arbeitszeiterfassung durch ihre Mitarbeiter zu überprüfen.

Teilzeit

Teilzeit bedeutet eine Reduzierung der üblichen Arbeitszeit, etwa von 40 auf 30 oder 25 Wochenstunden. Die Lage der jeweiligen Arbeitsstunden können Mitarbeiter in Abstimmung mit dem Arbeitgeber meist frei wählen. Eine Variante der Teilzeitarbeit ist das Jobsharing, wo sich zwei oder mehrere Arbeitnehmer eine Vollzeitstelle teilen.

Arbeitszeitkonten

Durch Arbeitszeitkonten werden vorher festgelegete Gesamtarbeitszeiten für einen bestimmten Zeitraum (z.B. 450 Stunden in drei Monaten) erfasst. Haben Arbeitnehmer in dieser Zeit mehr als vereinbart gearbeitet, können sie freinehmen, haben sie zuwenig Stunden auf ihrem Konto müssen sie dieses durch zusätzliche Arbeitszeit ausgleichen.

Lebensarbeitszeit

Lebensarbeitszeit ist ebenfalls eine Art Arbeitszeitkonto, allerdings zahlen Arbeitnehmer hier tatsächlich Teile ihres Gehalts ein. Haben sie eine bestimmte Summe angespart, können sie sich eine längere Auszeit, zum Beispiel für ein Sabbatical, nehmen oder auch vorzeitig in den Ruhestand gehen. Das Gehalt berappt der Arbeitgeber dann aus den angesparten Beträgen.

Workation

Die Workation-Idee ist noch relativ neu. Es geht dabei um eine Verbindung von Arbeit und Urlaub. Das heißt, Arbeitnehmer erledigen ein bestimmtes Pensum an Arbeit mobil von ihrem Urlaubsort aus. Dieses Modell eignet sich besonders gut für zeitlich begrenzte Projekte, wo es auf eine persönliche Anwesenheit nicht ankommt.

Auch die Arbeit aus dem Homeoffice oder mobiles Arbeiten generell wird den flexiblen Arbeitszeitmodellen zugerechnet, weil es dabei in der Regel möglich ist, sich zuhause oder etwa in einem Co-Working-Space die Arbeitszeit frei einzuteilen, sofern die insgesamt vereinbarte Stundenzahl eingehalten wird.

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Welche Vorteile bieten flexible Arbeitszeiten?

Wer seine Arbeitszeit so gestalten kann, dass sie zu seinen Bedürfnissen und zur individuellen Leistungskurve passt, arbeitet effizienter und ist motivierter. Das haben Untersuchungen aus den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt. Es bringt ja auch wenig, wenn Mitarbeiter schon morgens um sieben anfangen müssen, obwohl sie erst um zehn so richtig in Fahrt kommen. Flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten, fördert Arbeitsplatzzufriedenheit und Engagement und kann sogar die Produktivität steigern. Weil die meisten Arbeitnehmer sehr an einer positiven Work-Life-Balance interessiert sind, bewerben sie sich dann auch nur auf Jobs, die ihnen flexibles Arbeiten ermöglichen. In Zeiten des Fachkräftemangels können moderne Arbeitszeitmodelle oder verkürzte Arbeitszeiten das Zünglein an der Waage bei der Personalgewinnung sein.

Dennoch gibt es kritische Stimmen, die vor allem an einer 4-Tage Woche bei vollem Lohnausgleich bemängeln, dass sich weder Unternehmen noch Gesellschaft ein solches Modell überhaupt leisten können. Denn Unternehmen müssten mehr Mitarbeiter einstellen, um die Arbeitszeitverkürzung zu kompensieren, damit eine stabile Leistung garantiert bleibt. Einerseits ehöht das die Kostenlast für die Unternehmen, andererseits stehen einfach nicht genug Arbeitskräfte zur Verfügung. Es liegt auf der Hand, dass sich flexible Arbeitszeitsmodelle für bestimmte Branchen und Berufsgruppen nur bedingt oder gar nicht eignen. Zählt der Vertrieb auch dazu oder gibt es Chancen, Vertriebsmitarbeitern den Weg zu mehr Flexibilitãt bei der Arbeitszeit zu ebnen?

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Flexibel arbeiten im Vertrieb

Worauf kommt es im Vertrieb eigentlich an? Ist es Ihnen wichtig, dass Ihre Mitarbeiter unbedingt von Monatg bis Freitag Nine-to-five im Büro hocken, selbst wenn Ihre Kunden einen ganz anderen Rhythmus haben? Oder sind nicht vielmehr Akquiseerfolge, gute Umsätze, zufriedene Kunden und engagierte Mitarbeiter das ausschlaggebende Kriterium? Das zu erreichen, ist aber nicht von festen Arbeitszeiten abhängig. Deshalb sollte es im Vertrieb durchaus möglich sein, flexibel zu arbeiten. Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Teilzeit oder die 4-Tage Woche? Natürlich funktioniert nicht jedes Modell gleich gut für jedem Job.

Eine generelle Aussage, welche Modelle sich am besten für Vertriebsabteilungen eignen, kann es nicht geben, weil die Anforderungen in jedem Unternehmen andere sind und Sie als Arbeitgeber auch Kundenbelange berücksichtigen sowie Personaleinsätze und -kosten planen müssen. Sie können aber gemeinsam mit ihren Mitarbeitern ausloten, welche Bedürfnisse auf Mitarbeiterseite an die Arbeitszeit bestehen und inwieweit sich Unternehmensziele auch mit flexiblen oder verkürzten Arbeitszeiten realisieren lassen.

Zwar bedeutet flexible Arbeitszeitmodelle einzuführen einen erhöhten innerbetrieblichen Organisationsaufwand und klare Absprachen untereinander. Wenn Sie aber feststellen, dass ihr Vertrieb auch ohne starre Arbeitszeitregelung gut funktioniert und Ihre Mitarbeiter durch mehr Freiheit bei der Arbeit motivierter sind, spricht nichts dagegen, es im Vertrieb mit flexiblen Arbeitszeitmodellen zu versuchen.

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Autor/Editor

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